
Laura Villars: Ist ihre Kandidatur als FIA-Präsidentin nur ein PR-Gag?
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Am 12. Dezember findet in Usbekistan die FIA-Präsidentschaftswahl statt, und seit Carlos Sainz sen. im Juni erklärt hat, nach zwischenzeitlichen Überlegungen doch nicht zu kandidieren, läuft alles auf ein Duell zwischen Amtsinhaber und Favorit Mohammed bin Sulayem und dessen Herausforderer Tim Mayer hinaus. Laura Villars Laura Villars, eine 28-jährige Schweizerin, möchte FIA-Präsidentin werden
Das war zumindest bis Donnerstag die Ausgangslage. Denn am 18. September gab aus heiterem Himmel eine Kandidatin, die wirklich niemand auf der Rechnung hatte, bekannt, dass sie FIA-Präsidentin werden möchte: Laura Villars, eine erst 28-Jährige Italo-Schweizerin, geboren in Genf – und ihr halbes Leben lang, so erzählt sie das im Interview mit , Rennfahrerin. In ihrer Presseaussendung erklärt Villars, dass sie für eine FIA eintreten möchte, die “demokratischer, transparenter und verantwortungsbewusster” ist, und die “Frauen und jüngeren Generationen gegenüber” aufgeschlossener ist. “Ich bin fest davon überzeugt, dass der Motorsport Vielfalt und Innovation braucht, um weiterhin jüngere Generationen weltweit zu inspirieren”, sagt sie. Zweifler vermutet “eine persönliche Marketingkampagne” Doch wenn eine 28-Jährige, deren Name selbst in Expertenkreisen vor dem 18. September kaum jemandem ein Begriff war, erklärt, dass sie Präsidentin des Automobil-Weltverbands werden möchte, dann kommen die Zweifler schnell um die Ecke. “Ich werde das Gefühl nicht los, dass das eine persönliche Marketingkampagne ist”, schreibt etwa ein User in einer Motorsport-Community im Internet.
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Tatsache ist: Villars’ Bekanntheitsgrad ist in den vergangenen 48 Stunden sprunghaft angestiegen. Selbst große Medienhäuser wie die New York Times in den USA oder The Sun in Großbritannien haben ihr Berichterstattung gewidmet, Motorsport-Fachportale sowieso. Die Mühe, die Kandidatur einer genaueren Prüfung zu unterziehen, scheint sich jedoch kaum jemand gemacht zu haben. Die FIA erklärt auf Anfrage von , dass Villars bisher noch nicht die Absicht erklärt hat, an der Präsidentschaftswahl teilzunehmen. Das muss sie allerdings offiziell auch erst, wenn das Zeitfenster dafür am 3. Oktober aufgeht. Bis allerspätestens 24. Oktober muss sie ihre Kandidatur samt “Presidential List” (quasi ihr Kabinett) anmelden. Auf der “Presidential List” muss jeder Kandidat insgesamt zehn Mitstreiter benennen, nämlich einen Präsidenten des Senats, einen Stellvertretenden Präsidenten für Sport, einen Stellvertretenden Präsidenten für Mobilität und Tourismus, und sieben Vizepräsidenten für Sport. Dazu braucht es, um antreten zu dürfen, Unterstützungserklärungen von insgesamt 18 FIA-Mitgliedsverbänden aus drei Bereichen. Villars: “Ich kann noch keine Namen nennen” “Ich spreche mit Verbänden, vor allem in Europa”, sagt Villars und kündigt an: “Alle Verbände, die mich unterstützen, werden in den nächsten Wochen bekannt gegeben.” Auf Nachfrage, ob sie denn auch schon Namen präsentieren könne, weicht sie aus: “Ich kann jetzt noch keine Namen nennen.” In Gespräch sei sie aber schon mit mehreren potenziellen Unterstützern. Daran haben einige Beobachter Zweifel: “In dem ganzen Umfeld rund um die FIA gibt es nicht viele fähige Leute, die einem bei so einer Kampagne helfen können”, sagt einer, der sich auskennt mit diesem Thema. “Ich habe mit einigen dieser Leute gesprochen, und von denen kennt keiner Laura Villars. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ein professionelles Team aufstellen kann.”
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Im Interview, geführt am Freitagabend via Telefon, erzählt Villars, dass sie im Nahen Osten Formel 4 und Ferrari-Challenge gefahren ist, unter anderem. “Ich bin jetzt seit ein paar Jahren total im Motorsport engagiert, und da sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die ich verändern möchte”, erklärt sie ihre Motivation. Susie Wolff und Michele Mouton als Vorbilder Dazu gehört auch, die Position von Frauen im Motorsport zu stärken: “Ich habe schon immer für Frauen gekämpft. Ich bewundere Susie Wolff und was sie mit der F1-Academy erreicht hat. Ich empfinde auch großen Respekt vor Michele Mouton. All diese Frauen haben Grenzen durchbrochen. Und ich glaube, es ist wieder an der Zeit, Grenzen zu durchbrechen, als Frau und als junger Mensch.” Doch ein Kritiker aus dem Formel-1-Paddock, der anonym bleiben möchte, hält dagegen, dass das Geschlecht und die Jugend allein noch keine Qualifikation ausmachen: “Vielleicht sollte sie noch 20 Jahre Lebenserfahrung sammeln, bevor sie sich so etwas vornimmt. Ich glaube nicht, dass sie ausreichend Qualifikation mitbringt, um einen Laden wie die FIA zu führen.”
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Aber Villars betont, dass sie ja nicht allein kandidiere, “sondern ich werde ein großes Team um mich herum haben”. Ansonsten möchte sie den Nörglern erstmal keine Argumente entgegenstellen: “Ich werde auf solche Aussagen nicht reagieren. Ich habe mein Programm, ich habe meine Liste, und in den nächsten Wochen wird das jeder sehen. Ich habe nichts zu beweisen.” Auf die Frage, ob sie wirklich an ihre Chance glaubt, am 12. Dezember in Taschkent (Usbekistan) zur neuen FIA-Präsidentin gewählt zu werden, entgegnet sie: “Natürlich!” Und: “Meine Kandidatur ist eine seriöse Kandidatur. Mehr will ich dazu im Moment noch nicht sagen. Aber in den nächsten Wochen werde ich online alle Details veröffentlichen.” Wie sich Villars auf Instagram und YouTube inszeniert Das Instagram-Profil der gutaussehenden Schweizerin ist ebenso divers, wie sie ihr Programm anlegen möchte: einmal cruist sie neben einer Jacht mit einem E-Foil übers Wasser, dann posiert sie im schwarzen und hautengen Catsuit vor einem rosa Supersportwagen, und in einem anderen Posting präsentiert sie im sexy Outfit Kosmetikprodukte. Ein Instagram-Profil, das seit Bekanntgabe der FIA-Kandidatur übrigens gut 10.000 neue Follower hat, und das auf Villars’ eigenen YouTube-Kanal verweist, mit bisher nur fünf Videos, die alle seit Anfang August veröffentlicht wurden. Eins davon zeigt sie in schnellen Autos und in einem Speedboat und hat schon über eine halbe Million Aufrufe erzielt. Video wird geladen…
Die Social-Profile tragen also auf den ersten Blick nur wenig dazu bei, den Verdacht zu entkräften, dass es hier jemandem vor allem um Publicity für sich selbst geht. Aber bei LinkedIn präsentiert sich Villars auch als erfolgreiche Geschäftsfrau und Gründerin oder Mitgründerin von drei Firmen: Villars Racing Management, die LSVM-Gruppe und Starimmobilier.
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Im Internet und im Handelsregister findet man wenig über die drei Firmen – aber es sind Details, die stutzig machen. Etwa, dass sich der Hauptsitz der LSVM-Gruppe in einer Villa mit Swimmingpool am Genfersee befindet, fernab von irgendwelchen Bürogebäuden. Für sich genommen nichts Illegitimes. Aber passend in ein Indizienpuzzle, das Zweifel aufkommen lässt.
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So gut es der FIA tun würde, erstmals in ihrer Geschichte eine Frau im Präsidentenamt zu haben: Die Wahrscheinlichkeit, dass Villars ausreichend Stimmen mobilisieren kann, um eine echte Chance gegen bin Sulayem und Mayer zu haben, ist vernichtend gering. Sollte sie wirklich zur Wahl antreten, hätte sie es aber immerhin all denen gezeigt, die die Legitimität ihrer Ankündigung anzweifeln.
Formel1.de
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