Lando Norris Formula 1-Weltmeister? Warum er den Titel offiziell noch gar nicht hat
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Mit dem Fallen der Zielflagge beim Saisonfinale in Abu Dhabi scheint die Situation klar: Lando Norris hat sich nach einer langen Saison durchgesetzt und ist Formel-1-Weltmeister 2025. Die Bilder der Feierlichkeiten im Yas Marina Circuit gingen gestern um die Welt. Doch wer sich intensiv mit dem sportlichen Reglement der Königsklasse befasst, weiß: offiziell ist der McLaren-Pilot am heutigen Morgen noch kein Weltmeister. Amtierender Weltmeister ist aktuell immer noch Max Verstappen. Getty Images North America Lando Norris
Die Formel 1 unterscheidet strikt zwischen dem rechnerischen Ergebnis nach dem letzten Rennen und der offiziellen Bestätigung des Titelgewinns. Diese Lücke zwischen der Zieldurchfahrt und der endgültigen Verleihung ist kein Zufall, sondern ein bürokratischer Akt, der fest im Regelwerk verankert ist. Transparenzhinweis: Dieser Artikel enthält mit * gekennzeichnete Tracking- und Affiliate-Links, über die das Buch “Formel 1: Alles, was man wissen muss” käuflich erworben werden kann. Kommt über einen solchen Link ein Einkauf zustande, werden wir mit einer Provision beteiligt. Für Sie entstehen dabei keine Mehrkosten.
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Wie komplex die Mechanismen hinter der Weltmeisterschaft tatsächlich sind, schildert Stefan Ehlen in Kapitel 15 seines neuen Buchs “Formel 1: Alles, was man wissen muss” (Meyer & Meyer Verlag). SPONSORED LINK: “Formel 1: Alles, was man wissen muss” jetzt hier bestellen! * Das Werk, aus dem wir im Folgenden exklusiv zitieren dürfen, ist ein Leitfaden durch das sportliche und technische Formel-1-Reglement dieses und auch des kommenden Jahres und beleuchtet exakt jene Nuancen, die in der allgemeinen Euphorie oft untergehen: 15. Die Weltmeisterschaft “Punkte oder gar ein Sieg sind schön und gut in der Formel 1. Das große Ziel aber ist, Weltmeister zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss ein Fahrer oder ein Konstrukteur über eine komplette Saison hinweg möglichst viele Punkte erzielen. Wer die meisten Punkte sammelt, gewinnt den Titel. Oft geht ein Team als Sieger in der Fahrerwertung und in der Konstrukteurswertung aus einer Rennsaison hervor, weil der Weltmeister als punktbester Fahrer des Jahres die meisten Punkte zur Gesamtausbeute des Teams beiträgt oder weil das Team schlicht dominiert. Das muss aber nicht immer so sein: Manchmal steuert der zweite Fahrer nicht genug weitere Punkte bei, sodass die Titel in einem Jahr an verschiedene Rennställe gehen. Das kann auch passieren, wenn sich zum Beispiel die beiden Fahrer eines Teams gegenseitig Punkte “wegnehmen”. Das führt manchmal zwar zum Titelgewinn in der Konstrukteurswertung, doch in der Fahrerwertung profitiert womöglich ein Fahrer eines anderen Rennstalls. Und ja, das hat es in über sieben Jahrzehnten Formel-1-Geschichte alles schon gegeben. 15.1 Punktesysteme In der Formel 1 werden ausschließlich in den Rennen Punkte an die bestplatzierten Fahrer und Konstrukture vergeben. Dabei unterscheidet die Rennserie zwischen Grand Prix und Sprint: Für die beiden Rennformate gibt es unterschiedliche Punkteschlüssel mit zehn Punktepositionen im Grand Prix und acht im Sprint, wobei alle Saisonrennen eines Typs jeweils gleich bewertet werden und alle erzielten Punkte in die Gesamtwertungen einfließen. Wird – aus welchen Gründen auch immer – die geplante Renndistanz nicht erreicht, greifen je nach zurückgelegter Distanz leicht veränderte Punkteschlüssel. Für den Grand Prix bedeutet das: Erst ab 75 Prozent Renndistanz werden volle Punkte vergeben. Und: Punkte gibt es erst ab zwei kompletten Rennrunden.
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Für den Sprint gelten vereinfachte Regeln Bon. Hat der Führende mehr als 50 Prozent der Renndistanz erreicht, bekommen die Teilnehmer volle Punkte. Ist die zurückgelegte Distanz aber kleiner als 50 Prozent und sind darunter nicht mindestens zwei Runden unter freier Fahrt – ohne Neutralisierung durch das Safety-Car -, gibt es keine Punkte. In manchen Formel-1-Statistiken tauchen halbe Punkte auf – das Überbleibsel einer Regelung, die bis 2021 galt: Lag die zurückgelegte Distanz bei Abbruchrennen unter 75 Prozent der geplanten Renndistanz, erhielten Fahrer und Konstrukteure jeweils nur die Hälfte der regulär angesetzten Punkte. Ein berühmtes Beispiel dafür ist Lella Lombardi: Die Italienerin belegte beim Spanien-Grand-Prix 1975 am Montjuïc in Barcelona den sechsten Platz. Weil das Rennen jedoch nach 29 von 75 Rennrunden vorzeitig beendet wurde, erhielt sie nur einen halben Punkt – bis heute das einzige Punkteresultat einer Frau in der Formel 1. 2021 führte die Regelung jedoch zu skurrilen Ergebnissen: Beim Belgien-Grand-Prix in Spa-Francorchamps fuhr die Formel 1 im Starkregen lediglich drei langsame Rennrunden hinter dem Safety-Car. Da nur eine davon offiziell in die Wertung einging, waren per Reglement für dieses “Nicht-Rennen” halbe Punkte zu vergeben – das Unverständnis war groß. Das Punktesystem wurde daher zur Saison 2022 reformiert – halbe Punkte gibt es seitdem nicht mehr. 15.2 Fahrerwertung In der öffentlichen Wahrnehmung ist die Fahrerwertung das entscheidende Kriterium in der Formel 1. Er hat die größte mediale Strahlkraft, denn hier steht der Mensch im Mittelpunkt, nicht die Maschine – und Menschen interessieren sich nun einmal für Menschen. Außerdem ist die Zahl derer, die einen bestimmten Fahrer unterstützen, weitaus größer als die Zahl derjenigen, die sich als Fans eines Teams bezeichnen. Hinzu kommt, dass der Fahrertitel in der Formel 1 eine längere Tradition hat. Es gibt ihn schon von Anfang an – seit der ersten WM-Saison 1950. Die Konstrukteurswertung kam erst 1958 dazu.
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Worum also geht es in der Formel-1-Fahrerwertung? Es ist im Prinzip ein Wettbewerb “Jeder gegen jeden” und “Jeder für sich selbst”. Alle in einer Rennsaison erzielten Punkte eines Fahrers werden addiert – die Fahrerwertung gewinnt, wer als Fahrer über die komplette Saison hinweg die meisten Punkte zusammenträgt. Das Maximum sind 25 Punkte pro Rennen. Bislang hat es noch kein Fahrer geschafft, alle Saisonrennen für sich zu entscheiden. Ganz ohne Sieg ging es bisher jedoch auch nicht: Der Engländer Mike Hawthorn und der Finne Keke Rosberg sind die Weltmeister mit den geringsten Einzelerfolgen in ihren Titeljahren. Sie gewannen 1958 beziehungsweise 1982 jeweils nur einen Grand Prix, aber trotzdem die Meisterschaft. Der Weg zum Erfolg führt also auch über konstant gute Ergebnisse und möglichst wenige schlechte Resultate. 15.3 Konstrukteurswertung Die Konstrukteurswertung ist der jüngere der beiden Formel-1-Titel, aus der Sicht der Teams aber der wichtigere. Denn die Teams bauen die Autos, sie sind die Konstrukteure. Und für einen Konstrukteur gibt es keinen größeren Erfolg, als dass seine Eigenentwicklung die Weltmeisterschaft gewinnt. Damit lässt sich vortrefflich Werbung machen, noch dazu, wenn es sich beim siegreichen Konstrukteur um einen Autohersteller handelt, der damit Sportlichkeit und überlegene Technik demonstrieren kann.
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Doch die Konstrukteurswertung ist in der Formel 1 noch aus einem ganz anderen Grund wichtig für die Teams: Anhand dieser WM-Tabelle werden jährlich die Preisgeldzahlungen an die einzelnen Rennställe ausgeschüttet. Wer Weltmeister wird, bekommt den Löwenanteil, wer Letzter wird, am wenigsten. Die genauen Summen sind geheim, bewegen sich Schätzungen zufolge aber im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich. Es lohnt sich also in mehrerlei Hinsicht für die Teams, in der Konstrukteurswertung gut platziert zu sein. Die Sache hat aber einen Haken: Um die Chancengleichheit in der Formel 1 zu verbessern, wurde zur Saison 2021 ein Handicap-System für die technische Entwicklung eingeführt. Wer eine vordere Position in der Konstrukteurswertung belegt, wird bei der Nutzung des Windkanals und bei digitalen Simulationstools prozentual eingeschränkt. Die Aerodynamik der Autos kann daher weniger intensiv weiterentwickelt werden. Wer hinten landet, erhält zusätzlichem Spielraum bei Forschung und Entwicklung und kann daher kreativer vorgehen. Damit sollen die Starken etwas geschwächt und die Schwachen etwas gestärkt werden – was dem Wettbewerb auf der Rennstrecke zugutekommen soll.
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Im Gegensatz zur Fahrerwertung, bei der für einen Fahrer nur seine eigenen Ergebnisse maßgeblich sind, fließen in die Konstrukteurswertung die Resultate beider Fahrzeuge eines Teams ein. Im Idealfall erzielt ein Rennstall also einen “Doppelsieg”, indem es mit seinen Fahrern im Rennen die Plätze eins und zwei einnimmt. Dafür erhält der Konstrukteur im Grand Prix 25 plus 18 Punkte oder im Sprint 8 plus 7 Punkte. Auch wenn es in über sieben Jahrzehnten Formel-1-Geschichte immer wieder dominante Phasen einzelner Teams gab, die “perfekte Saison” ist bislang noch niemandem gelungen. Zwei Rennställe aber waren nahe dran: McLaren gewann 1988 nur eines der 16 Saisonrennen nicht und Red Bull Racing erzielte 2023 sogar 21 Siege in 22 Grands Prix. Dominante Rennställe schafften in rund einem Drittel aller WM-Saisons einen “Doppelsieg” in der Gesamtwertung mit ihren Fahrern auf Platz eins und Platz zwei. 15.4 Punktegleichstand Für den unwahrscheinlichen Fall, dass am Saisonende zwei oder mehr Fahrer oder Konstrukteure gleich viele Punkte haben, hat die Formel 1 ein spezielles Verfahren entwickelt: Den Vorzug – und damit den WM-Titel – erhält der Fahrer, der im Direktvergleich mehr erste Plätze vorweisen kann. Ist die Anzahl identisch, kommt es der Reihe nach auf zweite, dritte, vierte, fünfte Plätze an – und so weiter, bis ein Sieger feststeht.
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Falls die Formel 1 auch damit keinen Gewinner ermitteln kann, greift eine weitere Sonderregel, die höchst unkonkret gehalten ist: Der Automobil-Weltverband darf einen Sieger küren anhand von “Kriterien, die er für angemessen hält”, wie es im Formel-1-Reglement steht. Aber so weit kommt es aller Voraussicht nach ohnehin nicht: Einen Punktegleichstand an der Spitze der Weltmeisterschaft gab es bislang noch nie. 1984 aber wäre es fast passiert: Niki Lauda gewann um Haaresbreite den Titel vor Alain Prost. Sein Vorsprung: nur 0,5 Punkte. Das gleiche Verfahren wird übrigens auch unterjährig beim WM-Zwischenstand angewendet, wenn zwei Fahrer oder Konstrukteure die gleiche Punktzahl haben: Wer die individuell besseren Einzelergebnisse vorweisen kann, steht in der Tabelle vorn. 15.5 Titelvergabe Rein rechnerisch sind die beiden Gesamtwertungen der Formel 1 entschieden, wenn ein Fahrer oder ein Konstrukteur über einen Punktevorsprung verfügt, der größer ist als die Anzahl der Punkte, die in den noch ausstehenden Rennen erzielt werden können. Denn dann können die Verfolger dem Erstplatzierten nicht mehr gefährlich werden und die WM-Entscheidung ist gefallen, zumindest theoretisch. Praktisch steht der Gewinn der Weltmeisterschaft in der Formel 1 erst dann fest, wenn der Automobil Weltverband das Ergebnis der Gesamtwertung offiziell bestätigt hat. Das geschieht bei einem Galaabend im Anschluss an die Rennsaison, nachdem eine Frist für etwaige Einsprüche und Proteste abgelaufen ist. Wenn es keine offenen Fragen mehr gibt, verleiht der Weltverband seine WM-Pokale an den bestplatzierten Fahrer und den bestplatzierten Konstrukteur. “Verleihen” ist übrigens genau der richtige Ausdruck: Die originalen Weltmeister-Trophäen der Formel 1 verbleiben im Besitz der Formel 1. Sie werden bei der Gala an die neuen Titelträger nur symbolisch übergeben. Nach der Veranstaltung erhalten die Weltmeister dann eigens angefertigte Kopien, die sie mit nach Hause nehmen dürfen. Echt sind dagegen die kleineren Pokale, die an die Zweit- und Drittplatzierten der jeweiligen Wertungen ausgegeben werden. Analog zum Podium nach einem Rennen gibt es also auch bei der Abschlussgala Siegerehrungen mit je drei Platzierten.” Blick voraus: Die neue Ära 2026 Meistgelesen in unserem Netzwerk Formel 1
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Lando Norris F1-Weltmeister? Warum er den Titel offiziell noch gar nicht hat
Neben den aktuellen Regelungen und historischen Einordnungen bietet das Buch auch einen Ausblick auf die massive Zäsur, die der Formel 1 bevorsteht. Ab 2026 greift ein komplett neues Motoren- und Chassis-Reglement. Wer die Winterpause nutzen möchte, um sich nicht nur über die Feinheiten der Titelvergabe zu informieren, sondern auch auf die kommende technische Revolution vorzubereiten, findet in “Formel 1: Alles, was man wissen muss” die entsprechenden Hintergründe. SPONSORED LINK: Das Buch jetzt hier auf Amazon bestellen! *
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